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Interview mit einem Schulleiter in Syrien
Ursprüngliche Case Study auf Englisch, übersetzt von Zoey Weddige
Abu Muhammed ist Schulleiter einer Schule in einem Camp nahe Idlib. Er floh mit seiner neunköpfigen Familie. Im Camp teilt sich seine Familie ein kleines Zelt mit Verwandten und Familien aus dem Dorf, in dem er früher gelebt hat. Ihr Zelt ist nicht groß genug, um die ganze Familie unterzubringen, so dass Abu und seine Söhne unter einer Plane neben dem Zelt schlafen. ReliefAid, der zentrale Partner von ShelterBox in Syrien sprach während eines Besuchs im Camp mit Abu Muhammed.
1. Erzählen Sie uns bitte etwas über die Schule, bevor sie schließen musste. Z.B. die Anzahl der Kinder und Lehrer und wo sich die Schule befindet (Zelt/Gebäude)?
Insgesamt gehen 260 Kinder auf diese Schule, 140 Mädchen und 120 Jungs. Es gibt sieben Lehrer, vier Männer und drei Frauen. Die Schule besteht aus sieben Zelten.
2. Wie lange gibt es schon eine Schule im Flüchtlingslager? Wer hat die Schule gegründet? Ist sie nur für Kinder aus dem Camp gedacht oder kommen auch andere Kinder in die Schule?
Die Schule befindet sich seit vier Jahren im Flüchtlingslager. Die Schule wurde durch Spenden und die Hilfe von Freunden gegründet. Die Kinder kommen aus drei Lagern hier her (circa 200 Familien).
3. Welches Alter haben die Kinder, die in die Schule kommen und welche Hauptfächer werden unterrichtet?
Es kommen Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, von der ersten bis zur sechsten Klasse. Die Hauptfächer sind: Lesen und Schreiben, Naturwissenschaften, Mathematik, Soziologie und Englisch.
4. Sind die Lehrer ausgebildete Lehrer oder Freiwillige?
Die Lehrer an der Schule sind ausgebildet, aber sie arbeiten freiwillig und unentgeltlich.
Abu Muhammed mit seiner Klasse in der Schule im Camp.
5. Werden in der Schule Freizeitaktivitäten angeboten? Wenn ja, welches Equipment wird verwendet, z.B. Bälle, Springseile?
Freizeitaktivitäten gibt es nur sehr wenige. Wir machen Seilspringen, spielen Fußball, jubeln und führen Wettbewerbe durch.
6. Seit wann ist die Schule schon wegen Covid-19 geschlossen? Welche Auswirkungen hat das auf die Kinder und ihre Familien?
Die Schule wurde zwei Mal geschlossen, das erste Mal von Mitte April bis Ende Mai, das zweite Mal vom Juli bis zum Augustbeginn. Natürlich hat das Auswirkungen auf die Kinder, der Abbruch der Schule verursacht Probleme.
7. Welches sind – abgesehen von Covid-19 – die größten Herausforderungen (oder Schwierigkeiten) beim Betrieb einer Schule hier?
Die Schwierigkeiten sind vielfältig, wie z.B.: Gehälter für die Lehrer, die Zelte sind klein und nicht für den Unterricht geeignet, es fehlt an Lehrmaterial und Schreibwaren, es gibt nur wenige Schulbücher und im Winter ist es sehr kalt, da wir keine Heizung haben.
8. Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft der Kinder, die in der Schule unterrichtet werden?
Ich hoffe, dass sich die Bildungsbedingungen verbessern und dass die Kinder ihre Bildung abschließen können.
9. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Bildung für Kinder, die in Flüchtlingscamps leben, und warum?
Bildung ist für Kinder und ihre Zukunft sehr wichtig. Lesen und Schreiben zu lernen, ist für sie unglaublich bedeutend. Bildung hilft ihnen, sich in die Gesellschaft zu integrieren und gute Erfahrungen zu machen.
10. Gibt es im Camp Gemeinschaftsaktivitäten (z.B. Sport oder Spiele oder andere Aktivitäten wie Malen, Bilder machen, Tanzen, Musik oder Singen), an denen die Kinder teilnehmen können? Wenn ja, können Sie mir bitte sagen, welche das sind? Wer organisiert sie, z.B. junge Erwachsene, Lehrer oder Eltern? Für welche Altersgruppen sind sie gedacht?
Es gibt einige Gemeinschaftsaktivitäten, die die Lehrer*innen organisieren, wie z.B. Malen und sportliche Aktivitäten.
11. Welche Spiele spielen Kinder gerne? Jungen? Mädchen?
Die Jungen: Fußball und Laufen. Die Mädchen: Seilspringen und Singen.
12. Wie lange war die Schule wegen des Coronavirus insgesamt geschlossen?
Sie war etwa drei Monate geschlossen.
13. Wie entscheiden Sie sich für die Wiedereröffnung der Schule?
Wir haben versucht, die Kinder ‘remote’, also fern- zu unterrichten, aber das ist uns wegen verschiedener Schwierigkeiten und der Kosten des Internets für die Familien nicht gelungen. Deshalb haben wir, gemeinsam mit den Eltern beschlossen, die Schule wieder zu eröffnen, damit die Kinder das Gelernte nicht vergessen.
14. Treffen Sie irgendwelche besonderen Vorkehrungen, um die Kinder zu schützen?
Wir versuchen, einige Maßnahmen zu ergreifen, wie beispielsweise Händewaschen. Außerdem informieren und klären wir die Kinder auf.
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