Dürrekatastrophe in Somaliland
Schwerwiegende Dürren haben tausende Familien zur Flucht aus ihrer Heimat am Horn von Afrika gezwungen.
von Carolin Bohn, 10. August 2020
Die aktuelle Lage
Das Horn von Afrika wird bereits seit vielen Jahren von zahlreichen Dürren heimgesucht. Somaliland, welches an der Grenze zu Äthiopien ganz am östlichen Zipfel des Horns liegt, ist dabei in besonders hohem Maße von Dürren und Hungersnöten betroffen. Entgegen vieler Annahmen ist Somaliland nicht Teils Somalias, sondern ein eigenständiger Staat, der 1991 seine Unabhängigkeit ausgerufen hat. Doch das Land ist geprägt von der wachsenden Armut der Region. So befinden sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Der Großteil der Bewohner lebt als Nomaden von der Viehzucht und leidet dadurch in besonderem Maße existenziell von den immer heftiger werdenden Dürreperioden. Viele Menschen suchen Zuflucht in Lagern, nachdem sie wegen der Dürre ihre Tiere und damit ihren Lebensunterhalt verloren haben. ShelterBox unterstützt die Menschen dort mit einigen wichtigen Hilfsmitteln. Wie die Situation Einzelner aussieht, erzählen die Geschichten von Kaltun und Hassan beispielhaft in den zwei Porträts.
Kaltun, Somaliland
Die 39-jähirge Kaltun lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern (zwei Jungen und drei Mädchen) in einem Camp für Vertriebene in der Region Togdheer in Somaliland. Sie war gezwungen, ihre Heimat zu verlassen als diese von einer schlimmen Dürre heimgesucht wurde. Die Reise ins Camp beschreibt Kaltun als eine der schwierigsten Zeiten in ihrem Leben. Die Familie ist vier Tage lang gelaufen und Kaltun trug dabei die ganze Zeit über ihr jüngstes Kind auf den Schultern während sie nach Essen und Wasser suchte.
Nachdem sie im Camp angekommen waren, bauten Kaltun und ihr Mann eine provisorische Unterkunft aus allen Materialien, die sie vor Ort finden konnten, wie zum Beispiel Kartonagen, zerlumpte Kleidungsstücke und Kunststoffmaterialien. „Auch wenn wir uns in unserer kleinen Hütte sicher fühlten, war die Verfügbarkeit von Nahrung und Wasser ein Problem.“, so Kaltun.
Vor der Dürre lebte die Familie in einem kleinen Dorf von der Viehzucht. Wegen des rauen Klimas verloren sie circa 150 Schafe und Ziegen sowie 47 Kamele. „Unsere Leben waren komplett abhängig von der Viehzucht. Nachdem wir dieses Gut verloren hatten, blieben uns nur zwei Ziegen übrig. Unsere Kinder hungerten und dann wurden Nahrung und Wasser sehr teuer. Also habe ich die zwei Ziegen verkauft und ein wenig Essen für die Kinder gekauft.“, erinnert sich Kaltun.
Gerade als sie dachten, sie hätten sich niedergelassen und könnten mit ihrem Leben weitermachen, standen Kaltun und ihre Familie vor neuen Problemen. Sie wurden von dem Ort, an dem sie ihre Unterkunft gebaut hatten, vertrieben und in ein neues Camp umgesiedelt. Das Land, auf das sie gebracht wurden, versprach ein dauerhaftes Bleiberecht. Die Ungewissheit über Landrechte ist ein häufiges Problem in Somaliland. Viele Familien, die von der Dürre verdrängt wurden, werden dadurch wieder vertrieben und verlieren erneut ihr Obdach.
Die Familie musste die Unterkunft danach mit neuen Materialien wiederaufbauen, erzählt Kaltun. „Die ganzen alten Kleider und Kartons, die wir für den Bau unserer provisorischen Unterkunft nutzten, wurden zerstört während wir vertrieben wurden. Ich habe mir große Sorgen gemacht, da die Regenzeit begonnen hatte. Darüber hinaus hatte ich auch Angst vor dem Coronavirus“.
Im April 2020 erhielt die Familie ShelterBox-Hilfsgüter wie eine Plane, ein Seil, ein Küchenset, Wasserkanister und Solarleuchten.
Hassan, Somaliland
Hassan lebt in einem Lager für vertriebene Männer, Frauen und Kinder in der Region Togdheer in Somaliland. Er war gezwungen seine Heimat aufgrund der schweren Dürre der letzten Jahre im ganzen Land zu verlassen. Hassan und seine Gemeinde waren Viehzüchter, die oft mit ihrem Vieh umzogen. Er verlor rund 200 Schafe und Ziegen sowie 80 Kamele durch die schlechten Wetterbedingungen. Jetzt ist er arbeitslos und muss immer noch für seine Familie sorgen.
Nachdem er alles verloren hatte, zog Hassan in das Camp, in dem bereits einige seiner Verwandten lebten. Sie konnten ihm Nahrung und Wasser geben, aber keinen Ort zum Leben. „Meine Verwandten gaben mir Nahrung und Wasser, aber sie gaben mir kein Obdach.“, so Hassan.
Im April 2020 erhielt Hassan Hilfsgüter, die in einer ShelterBox verpackt waren. Dazu gehörten unter anderem eine Plane, ein Seil, ein Küchenset, Wasserkanister und Solarleuchten. Nachdem er diese Gegenstände erhalten hatte, sagte er: „Jetzt werde ich mir mit den mir zur Verfügung gestellten Materialien ein gutes Haus bauen.“
von Zaha Al Ghusain, 10. August 2020
von Zoey Weddige, 10. August 2020
von Zoey Weddige, 10. August 2020